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Europäische Flugsicherung: „Wir müssen raus aus dem Corona-Modus!“

Maastricht, 28. April 2022. Die Fluglotsen-Gewerkschaft Trade Union EUROCONTROL Maastricht (TUEM) rechnet im Sommer mit deutlich steigenden Verkehrsmengen im europäischen Flugverkehr. Die Gewerkschaft warnt davor, dass einige Flugsicherungsanbieter in Europa darauf noch nicht eingestellt sind. Insbesondere in Osteuropa drohen Ausfälle in Folge von Corona-Sparmaßnahmen.

„Die Verkehrsdichte im europäischen Luftraum wird in den nächsten Monaten nicht nur wieder das Vor-Corona-Niveau erreichen, sondern sogar deutlich übertreffen“, betonte TUEM-Präsident Stefan Pille. „Die Flugsicherungsanbieter müssen deshalb dringend raus aus dem Corona-Modus und wieder ausreichend Puffer einbauen, um diese Verkehrsmengen zu bewältigen.“ Infolge der Corona Krise hatten viele europäische Flugsicherer in den letzten zwei Jahren Sparmaßnahmen geplant und z.T. umgesetzt.

Laut Verkehrszahlen von EUROCONTROL, das von Maastricht aus den Luftraum über den Benelux-Staaten und Nordwestdeutschland kontrolliert, wird dort bereits der reguläre Verkehr schon im April wieder das Niveau vor Ausbruch der Corona-Pandemie im März 2020 erreichen. Hinzu kommen zwei Sondereffekte: So hat der Krieg in der Ukraine mit veränderten Flugrouten und einer deutlichen Zunahme des militärischen Flugverkehrs dazu geführt, dass die Verkehrsdichte in ganz Europa deutlich zugenommen hat. Zum andern müssen 2022 aufgrund einer Systemumstellung im benachbarten französischen Sektor viele Ausweichrouten im Sektor des Maastricht Upper Area Control Center (MUAC) geflogen werden. „Das ist eine massive Verkehrssteigerung im Vergleich zu den Hochzeiten der Corona-Pandemie, die wir bewältigen müssen“, so Pille.

Die Gewerkschaft bewertet es positiv, dass EUROCONTROL und viele europäische Flugsicherungsanbieter dies inzwischen erkannt haben und von ihrem Sparkurs infolge der Corona-Pandemie wieder abgerückt sind. Dennoch sind gerade in Osteuropa die Folgen der Sparmaßnahmen der letzten zwei Jahre spürbar. Dort arbeiten viele Kolleginnen und Kollegen derzeit am Anschlag. In Polen, wo die Fronten zwischen Flugsicherungs-Personal und Arbeitgeber verhärtet sind, drohen im Mai Ausfälle, die erhebliche Auswirkungen auf den Flugverkehr in ganz Europa hätten. „Der europäische Luftraum ist hoch vernetzt und die Infrastruktur nur so stark wie das schwächste Glied“, betonte Pille. „Wenn ein Sektor kapazitätsbedingt keine Flugzeuge mehr annehmen kann, führt das zu massiven Verspätungen und Flugausfällen im Gesamtsystem. Die aktuelle Situation zeigt deutlich, dass Flugsicherung kritische Infrastruktur ist, die sich nicht an kurzfristigen konjunkturellen Schwankungen orientieren darf.“

 

Über TUEM:

TUEM (Trade Union Eurocontrol Maastricht) vertritt seit über 30 Jahren die Interessen der aktiven und pensionierten Fluglotsen, Ingenieure, Verwaltungs- und Unterstützungsmitarbeiter des EUROCONTROL Upper Area Control Center Maastricht (MUAC). Die TUEM-Mitglieder arbeiten im Luftraum oberhalb der Flugfläche 245 über den Niederlanden, Belgien, Luxemburg und Nordwestdeutschland und sind für einen der verkehrsreichsten und komplexesten Lufträume der Welt verantwortlich. Mit fast zwei Millionen Flügen im Jahr 2019 hält MUAC die höchsten Standards in Sachen Sicherheit, Expedition und Kosteneffizienz aufrecht. Im Interesse der Öffentlichkeit und der Fluggesellschaften setzt sich die TUEM dafür ein, diese Standards aufrechtzuerhalten und zu verbessern.

 

Press Contact

Sebastian Glaser

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