Schwaan, 18. Mai 2021. Die Fachklinik Waldeck in Schwaan bei Rostock will sich einer grundlegenden Restrukturierung unterziehen, um sich für die Zukunft neu aufzustellen. Dazu hat die Geschäftsführung heute Morgen beim Amtsgericht Rostock einen Antrag auf ein sogenanntes Schutzschirm-Verfahren gestellt. Dieses Verfahren bietet dem Unternehmen einen geeigneten rechtlichen Rahmen, um die notwendigen Sanierungsmaßnahmen bei gleichzeitig weiterlaufendem Geschäftsbetrieb schnell und wirksam umzusetzen. Geplant ist, die Sanierung bis Anfang kommenden Jahres abzuschließen.
Sämtliche Leistungen der Fachklinik Waldeck, d.h. insbesondere die stationären und ambulanten Reha-Leistungen, werden während des Sanierungsprozesses wie gewohnt in vollem Umfang weiter erbracht. Die Geschäftsführung hat die rund 300 Mitarbeiter des Unternehmens bereits heute Mittag über die eingeleiteten Schritte ausführlich informiert. Zudem werden die Beschäftigten laufend über den aktuellen Stand des Verfahrens unterrichtet. Die Löhne und Gehälter aller Arbeitnehmer sind bis Ende Juli durch die Bundesagentur für Arbeit gesichert. Auch darüber hinaus ist genügend Liquidität vorhanden, um die laufenden Kosten im Schutzschirm-Verfahren zu decken.
Das Schutzschirm-Verfahren ist das beste und erfolgreichste Sanierungsinstrument des deutschen Sanierungsrechts. Bei einer Restrukturierung über ein Schutzschirm-Verfahren bleibt die unternehmerische Verantwortung in den Händen der Geschäftsführung (Eigenverwaltung). Das Insolvenzrecht erlaubt dies nur in Fällen, in denen Unternehmen frühzeitig selbst tätig werden und genügend Handlungsspielraum für eine Lösung besteht. Beides ist bei der Fachklinik Waldeck der Fall. Das Unternehmen ist weder zahlungsunfähig noch bilanziell überschuldet. Bei einem Schutzschirm-Verfahren setzt das zuständige Amtsgericht einen sog. Sachwalter ein. Dieser überwacht – ähnlich wie ein Aufsichtsrat – das Verfahren im Interesse der Gläubiger.
Die Sanierung ist nötig geworden, weil die Fachklinik infolge verschiedener gesetzlicher Vorgaben in ihrem aktuellen Zuschnitt nicht mehr kostendeckend betrieben werden kann. Eine der Ursachen ist bspw. die Einführung der Personaluntergrenzen vor gut zwei Jahren, die veränderte Anforderungen an die Personalausstattung zur Folge hatte. Weiterhin sind die von den Kostenträgern (Krankenkassen, etc.) gezahlten Pflegesätze nicht auskömmlich, so dass das von der Klinik beschäftigte Personal nicht ausreichend refinanziert wird.
Eine weitere wesentliche Ursache ist die Corona-Pandemie. Diese hat seit ihrem Beginn zu einer deutlich geringeren Auslastung und zu beträchtlichen Umsatzeinbußen geführt – bei im Wesentlichen gleichbleibenden oder sogar steigenden Kosten. Zwar hat auch die Fachklinik Waldeck Zahlungen aus dem Corona-Schutzschirm erhalten; doch reichen diese nicht aus, um einen kostendeckenden Betrieb zu gewährleisten. Weitere Verluste ist die Klinik nicht mehr in der Lage zu tragen.
Für die Dauer der Neuaufstellung wurde in der Fachklinik Waldeck eine neue Geschäftsleitung eingesetzt. Neuer Geschäftsführer ist Burkhard Jung, einer der führenden deutschen Restrukturierungsexperten und Geschäftsführer der Sanierungsberatung „Restrukturierungspartner“. Ihm zur Seite steht der erfahrene Krankenhaus-Manager Dietmar Eine.
„Trotz der aktuellen wirtschaftlichen Schieflage hat die Fachklinik Waldeck einen gesunden Kern und bleibt ein zukunftsfähiges Unternehmen mit modernen Einrichtungen und einem vielseitigen, attraktiven Angebot an Gesundheits-Dienstleistungen“, betonte Burkhard Jung heute in Schwaan. „Mit dieser Ausrichtung hat die Fachklinik Waldeck einen festen Platz am Markt und wird aus dem Sanierungsprozess als neu aufgestelltes und gesundes Unternehmen mit langfristiger Perspektive hervorgehen.“
„Im Vordergrund steht für uns, dass wir unsere Arbeit für unsere Patienten fortsetzen können“, ergänzte Dietmar Eine. „Mit der Sanierung stellen wir sicher, dass wir das langfristig gesichert weiter tun können, auf einem soliden wirtschaftlichen Fundament.“
Die Geschäftsführung wird nun in enger Abstimmung mit den Gläubigern, unter Einbeziehung der Arbeitnehmervertreter und unter Aufsicht des Sachwalters einen Sanierungsplan ausarbeiten. Dieser soll noch im Sommer fertiggestellt werden. Welche Maßnahmen im Zuge der Neuaufstellung ergriffen werden müssen, wird anschließend mitgeteilt.
Bereits begonnen hat die Reorganisation der stationären Patientenversorgung. Die Patienten der „Früh-Reha“ (Phase B) werden seit wenigen Wochen in zwei modern ausgestatteten Stationen versorgt, die sich auf einer Ebene befinden. Auch auf den weiteren Reha-Stationen der Phasen C und D erfolgt eine weiterhin fachkompetente Rehabilitation mit dem Ziel, die Patienten auf ihrem Weg zu einem möglichst selbständigen Alltag zurück zu führen. Ein Abbau beim Pflege- und medizinischen Personal ist dabei nicht vorgesehen. Eher wird sich die Fachklinik in diesen Bereichen personell verstärken. Es werden kurzfristig die bereits geplanten Verhandlungen mit ver.di aufgenommen, bei denen es u.a. um Lohnerhöhungen und bessere Regelung des Urlaubs gehen soll. Die Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat ist äußerst konstruktiv. Betriebsrat und Mitarbeiter sind der Klinik loyal verbunden und unterstützen den Kurs der Neuaufstellung.
Weitere bereits geplante Sanierungsmaßnahmen sind die Optimierung und Professionalisierung der Beschaffung. In jüngerer Zeit ist es bereits gelungen, hohe Einsparungen bei Materialkosten zu realisieren. Ergänzend werden verstärkte Anstrengungen unternommen werden, um zusätzliches ärztliches Personal zu gewinnen. U.a. hat die Klinik eine Weiterbildungsgenehmigung für Innere Medizin bei der Ärztekammer beantragt, um künftig wieder Assistenzärzte ausbilden zu können.