Köln, 19. Dezember 2024. Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland ist erneut deutlich gestiegen. Nach der neuesten Pflegestatistik des Statistischen Bundesamts waren 2023 rund 5,7 Mio. Menschen in Deutschland pflegebedürftig. Das entspricht einer Zunahme von rund 15 Prozent gegenüber 2021. Die Zahl der stationär Versorgten ist unterdessen nahezu unverändert. Die Pflegeheim-Beratung TERRANUS beobachtet diese Entwicklung mit Sorge.
„Seit Jahren können wir dabei zusehen, wie die Pflegebedürftigen deutlich mehr werden, aber das Angebot der stationären Versorgung stagniert“, sagt TERRANUS-Geschäftsführerin Anja Sakwe Nakonji. „Dies führt dazu, dass die Pflege überwiegend in das private Umfeld verlagert wird, wo sich Angehörige aufreiben und gerade bei höheren Pflegegraden eine adäquate Versorgung kaum zu leisten ist.“
Von den aktuell rund 5,7 Mio. Pflegebedürftigen werden ca. 4,9 Mio. zu Hause versorgt. Bei 3,1 Mio. Menschen dieser Gruppe erfolgt die Pflege allein durch Angehörige, in 1,1 Mio. Fällen pflegen Angehörige unter Hinzuziehung ambulanter Pflegedienste. Bemerkenswert ist, dass selbst im höchsten Pflegegrad 5 über die Hälfte der Pflegebedürftigen zu Hause versorgt werden.
Die Zahl der vollstationär gepflegten Menschen liegt bei knapp 800.000. Diese Größenordnung hat sich seit Jahren kaum geändert: Bei der letzten Erhebung 2021 lag die Zahl bei 793.000, im Jahr 2015 bei 783.000. „Diese Entwicklung ist besorgniserregend, vor allem, wenn man bedenkt, dass wir seit 2015 rund 2,8 Mio. mehr Pflegebedürftige in Deutschland haben“, betont TERRANUS-Geschäftsführer Markus Bienentreu. „Auch wenn der Trend zur ambulanten Pflege geht und sich zunehmend gemischte Betreuungsformen etablieren: Ab einem bestimmten Grad der Pflegebedürftigkeit kann meist nur eine stationäre Einrichtung eine adäquate Versorgung leisten.“
Die durchschnittliche Auslastung in der vollstationären Pflege ist gegenüber 2021 leicht gestiegen – von 89,3 auf 90,6 Prozent. Das bedeutet jedoch auch, dass rund 93.000 Heimplätze nicht genutzt werden. Hintergrund ist zu einem wesentlichen Anteil der Personalmangel in Verbindung mit den für die stationäre Pflege geltenden Fachkraftanforderungen. Nach einer Erhebung des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste bleiben bei 55 Prozent der Pflegeeinrichtungen Betten infolge des Personalmangels leer. Auch die ambulante Pflege ist betroffen, immer mehr Pflegedienste lehnen Patienten aufgrund des Personalmangels ab. „Wenn wir diesen Trend nicht durchbrechen, droht uns eine Triage in der Pflege“, so Sakwe Nakonji.
TERRANUS fordert vor diesem Hintergrund eine weitere Flexibilisierung für die Betreiber von Pflegeeinrichtungen. „Die Betreiber belasten nach wie vor zu viel Bürokratie und zum Teil unrealistische Personalvorgaben“, so Sakwe Nakonji. „Wir müssen Pflege mehr von der
Ergebnisqualität her denken und den Betreibern und Pflegedienstleitungen zutrauen, selbst die für ihre Einrichtung besten Prozesse zu finden.“ Auch hybride Versorgungsstrukturen aus ambulanter und stationärer Betreuung ermöglichen einen effizienteren Personaleinsatz. Viele Betreiber passen derzeit gezielt ihr Angebot an. Darüber hinaus müsse verstärkt die Pflege-Prävention ausgebaut werden, etwa durch mehr altersgerechten Wohnraum. „Seniorinnen und Senioren, die altersgerecht wohnen, bleiben länger selbständig“, betont Bienentreu. „In vielen Fällen kann so die Pflegebedürftigkeit zumindest deutlich hinausgezögert werden.“
Über Terranus:
TERRANUS gehört zu den führenden Immobilien- und Betriebsberatern im Gesundheitswesen in Deutschland. Seit über 25 Jahren berät das Unternehmen Investoren und Betreiber in allen Fragen um den wirtschaftlichen Betrieb von Gesundheitsimmobilien.
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