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Becker-Rolle rückwärts

Am Fall Boris Becker zeigt sich in eklatanter Weise, was falsche Krisen-Kommunikation anrichten kann. Seine erste Fehlentscheidung fiel bereits zu Beginn, nach dem Urteil des Londoner Gerichts: Er ließ lediglich ausrichten, er sei „weder zahlungsunfähig noch pleite“. Gerichte genießen nun mal eine hohe Glaubwürdigkeit. Da muss schon mehr kommen als ein schmales Dementi. Mehr noch: Wird man angegriffen, muss man in Krisensituationen sofort die kommunikative Initiative ergreifen – und fortan nicht mehr verlieren.

Aber es kam noch schlimmer: Als der Schweizer Geschäftsmann Hans-Dieter Cleven – immerhin ein ehemaliger Beisheim-Intimus – Forderungen von über 40 Millionen Schweizer Franken gegen Becker erhob, teilten Beckers Anwälte lediglich mit, diese Forderungen seien nicht berechtigt. Wieder ein schwaches Dementi, das zudem mehr Fragen aufwirft, als es beantwortet. Null zu Zwei gegen Becker.

Aber was hätte er anders machen sollen? Die Antwort fällt aus PR-Sicht leicht: Stehen Vorwürfe im Raum, muss man diese entkräften. Und zwar nicht mit windelweichen Formulierungen, sondern mit starken Fakten. Tut man dies nicht, sind die Konsequenzen gravierend, wie sich einmal mehr im Fall Boris Becker zeigt: Weil den detaillierten Vorwürfen keine detaillierte Entgegnung gegenüber steht, bleibt den Medien nichts anderes übrig, als das Informations-Vakuum auf Beckers Seite mit Spekulationen und Gerüchten zu füllen. Frei nach dem Motto: Wo Rauch ist, ist auch Feuer. Plötzlich wird jedes nicht bezahltes Knöllchen zum Indiz, jeder geprellte Handwerker zum Kronzeugen.

Man muss sich den Medien stellen, mit Ihnen reden, belastbare Informationen liefern. Aber genau hier zeigt sich die Krux jeder professionellen Krisenkommunikation. Sie muss, um glaubwürdig zu sein, mit Fakten arbeiten. Gegen die Faktenlage lässt sich nichts erreichen. Was ist, wenn Becker wirklich pleite ist? Wenn nichts entkräftet werden kann? Dann wäre er gut beraten, sich schnell einen renommierten Sanierungsberater an die Seite zu holen, der binnen Tagen einen ersten Sanierungsplan entwickelt. Sofort anschließend müsste Becker gemeinsam mit diesem vor die Medien treten, die Situation schildern und sagen, wie er wieder auf die Beine kommen will. Das wiederum würde gleich mehrere Erfolgsgrundsätze der Krisen-PR erfüllen: die Initiative gewinnen, der Gegenseite die Argumente nehmen und – nicht zuletzt – Sympathie, ja Mitgefühl erwecken. Sollte er wirklich überschuldet sein, ist dies der einzige Weg, seinen Ruf zu retten.

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