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Die WM in Katar: Nur eine Imagekampagne oder Sportswashing?

In der Sport-Historie gab es schon viele Events, die politisch umstritten waren. Doch kaum eine Veranstaltung wurde so kontrovers diskutiert wie die nun anstehende Fußball-Weltmeisterschaft. Der Grund: die Menschenrechtslage im Gastgeberland Katar. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International berichtete schon mehrfach darüber, wie Gastarbeiter auf den WM-Baustellen ausgebeutet werden. Teilweise sollen Arbeitgeber die ohnehin schon niedrigen Löhne zurückgehalten, Pässe eingezogen und den Arbeitern Wasser zum Trinken oder zur Abkühlung verweigert haben – bei Temperaturen von annähernd 50 Grad Celsius. Mehrere tausend Gastarbeiter kamen Schätzungen zufolge in den vergangenen Jahren auf den Baustellen ums Leben. Darüber hinaus steht Katar wegen der Diskriminierung von Frauen und Homosexuellen in der Kritik.

Im Zuge der WM-Vergabe an das Wüstenemirat und der aufkommenden Kritik über diese Entscheidung tauchte verstärkt das Phänomen Sportswashing in der öffentlichen Diskussion auf. Doch was bedeutet dieser Begriff? Einfach erklärt: Um das eigene Image aufzupolieren und ein freundliches und weltoffenes Bild nach außen zu transportieren, bemühen sich Staaten wie Katar um große Sportereignisse. Missstände sollen so durch den Sport und positive Schlagzeilen überlagert werden.

Golfstaaten locken Sport mit Millionen

Besonders die Golfstaaten investierten in den zurückliegenden Jahren mit ihren Einnahmen aus Öl- und Gasexporten massiv in den Sport. Allein Katar richtete eine ganze Reihe renommierter Events aus – angefangen mit der Handball-Weltmeisterschaft 2015, der Straßenrad-Weltmeisterschaft ein Jahr später sowie den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2019. Die Fußball-WM bildet da nur die Spitze des Eisbergs.

Auch andere Länder aus dieser Region haben erkannt, wie sie vom Sport profitieren können. Die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien folgten dem Vorbild Katar. Neben einem Formel-1-Rennen findet beispielsweise in Saudi-Arabien nun auch eine internationale Golf-Turnierserie statt, die mit den etablierten Wettkämpfen in Europa und den USA konkurriert. Die Veranstalter locken dabei die Top-Spieler mit teils astronomischen Preisgeldern. Moralische Bedenken wegen der Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi, der Unterdrückung von Frauen oder Massenhinrichtungen? Fehlanzeige! Denn für Sportverbände und -vermarkter zählt inzwischen mehr denn je: Die Kassen müssen gefüllt sein.

Positive Berichterstattung verschleiert Missstände

Doch bei aller Kritik an der Vorgehensweise solcher Staaten: Wo zieht man die Grenze zwischen Imagekampagne und Sportswashing? Zugegeben: Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Denn auch in westlichen Ländern wird die Plattform Sport genutzt, um ihr Image zu pflegen. Nur die wenigsten würden dabei an Sportswashing denken. In dem Moment, wo aber das Prinzip des Rechtsstaats verletzt wird, wo schwere Menschenrechtsverletzungen und willkürliche Unterdrückung mit positiver Aufmerksamkeit im In- und Ausland „gewaschen“ werden sollen, ist die Grenze erreicht.

Konsequenzen in Form von Boykottandrohungen solcher Events standen in jüngerer Zeit noch nicht zur Debatte. Oft heißt es dann: „Sport und Politik müssen voneinander getrennt werden.“ Dies funktioniert allerdings schon längst nicht mehr. Die Realität lautet vielmehr: Auch der Sport ordnet sich der Politik unter. Siehe Katar: Dem Land gelang es, mit seinen Investitionen die Rolle als großer Player im internationalen Sport auszubauen – und dadurch seinen politischen Einfluss zu steigern, seine Macht zu stärken und wirtschaftliche Fortschritte zu erzielen.

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Felix Lampert
Felix Lampert

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