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Ein hilfloser Politikreflex

Die Plagiatsaffäre (und um nichts anderes handelt es sich, da mögen die Spin-Doktoren Nebelkerzen zünden, soviel sie wollen) um Annalena Baerbocks Buch wirft für einen Krisen-Kommunikator spannende Fragen auf. Blicken wir auf das Wesentliche: Wenn – und so sieht es im Moment zumindest aus – das Plagiat nicht justiziabel ist, besteht die ganze Affäre im Grunde genommen nur aus der unterschiedlichen Bewertung durch die unterschiedlichen interessierten Seiten. Das ist natürlich die Politik, aber insbesondere sind es die Medien (zumindest jene, die sich auf sie eingeschossen haben – und das sind bei Leibe nicht alle).

Das Kalkül der Polit-Strategen in der grünen Parteizentrale lautet vermutlich: alle Vorwürfe zurückweisen, um nicht schon wieder einen Fehler zugeben zu müssen, weil dies den Schaden nur noch vergrößern würde. Wer das für clever hält, übersieht, dass es sich dabei lediglich um einen hilflosen Politikreflex handelt, der bereits unzählige Male grandios gescheitert ist. Dieses Vorgehen führt stattdessen aller Welt vor Augen, dass bei den Verantwortlichen Panik ausgebrochen ist angesichts der immer schlechter werdenden Umfragewerte. Denn die Taktik des entrüsteten, aber offensichtlich fragwürdigen Zurückweisens führt nur dazu, dass sich die Kritiker weiter und weiter auf die #Grünen-#Kanzlerkandidatin einschießen und der Schaden sich weiter vergrößert – also genau das Gegenteil dessen erreicht wird, was sich die Parteizentrale verspricht. Aus PR-Sicht handelt es sich um einen klassischen Anfängerfehler.

Die Erfahrung zeigt, dass hier nur ein einziges Mittel hilft: die Aufklärung selbst mit vorantreiben, begangene Fehler schonungslos offen legen und eingestehen. Dann muss allerdings auch Schluss sein. Der Nachteil der Salami-Taktik liegt nämlich darin, dass die Öffentlichkeit auch dann noch Scheibe um Scheibe erwartet, wenn die Wurst längst aufgegessen wurde.

Natürlich, diese Taktik des kontrollierten Eingestehens ist schmerzhaft. Doch ist dieses Vorgehen erfahrungsgemäß immer noch weniger schädlich als der Kurs, den die Grünen im Moment verfolgen. Da nun jedoch schon einige Zeit ins Land gegangen ist (von der Salami ist kaum noch etwas übrig), wird dies nicht eben leichter. Der Ghostwriter bspw. hat sich bereits in Sicherheit gebracht. Wer bleibt noch übrig, dem man die Schuld in die Schuhe schieben kann? Doch selbst, wenn sich jemand findet (es ist anzunehmen, dass Frau Baerbock die beanstandeten Passagen nicht selbst geschrieben hat; vermutlich eher ein(e) bedauernswerte(r) Referent*in o.ä.), stellt sich natürlich die Frage, ob es dazu nicht längst zu spät ist. Und wie man hört, hat sich die Habeck-Fraktion längst in Stellung gebracht.

Christoph Möller

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