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Facebook: Phantom der Opfer

Der einfachste Weg sich einer Krise zu entziehen ist – so scheint es – die Schuld bei anderen zu suchen. Aber: Die Folgen dieser Verteidigungsstrategie sind oft schlimmer als der eigentliche Anlass, wie der Datenskandal um den Internetriesen Facebook zeigt.

Der Konzern gerät nach den Enthüllungen über einen mutmaßlichen Datenmissbrauch massiv unter Druck. Das US-Unternehmen Cambridge Analytica soll Daten von mehr als 50 Millionen Facebook-Nutzern ohne deren Wissen ausgewertet und so dem Trump-Team personalisierte Wahlwerbung ermöglicht haben. Facebook zeigt sich schockiert über die Vorwürfe und reagiert abwehrend: Eigene Fehler weist der Konzern weit von sich und stilisiert sich stattdessen zum Opfer. „Das gesamte Unternehmen ist entsetzt darüber, dass wir hintergangen wurden“, heißt es in einer am Dienstag verbreiteten Mitteilung von Facebook.

Dabei ist längst bekannt, dass Facebook im besten Falle laissez-faire mit den Daten seiner Nutzer umgeht. Tatsächlich betreibt der Konzern einen schwunghaften Datenhandel: Das Erstellen und der massenhafte Verkauf von Daten gehören zum Geschäftsmodell des Konzerns. Selbst der argloseste User dürfte mittlerweile wissen, dass Facebook seine Daten nicht schützt und alle Aktivitäten für zielgerichtete Werbung auswertet. Über Schnittstellen wird das auch bewusst Drittanbietern ermöglicht – ohne dafür Sorge zu tragen, dass Datenschutzregelungen eingehalten werden.

Facebook kann sich also nicht vor seiner Verantwortung drücken. Die Flucht in die Opferrolle ist damit nicht nur offensichtlich unangebracht, sondern enttarnt gleichzeitig die fehlende Bereitschaft eigene Fehler anzuerkennen und aufzuarbeiten. Entsprechend leer ist die Ankündigung konkreter Konsequenzen von Mark Zuckerberg. Denn wer nur das Opfer ist, der kann auch nichts ändern – weil die Ursache ja im Außen und bei den anderen liegt. Was der Konzern bei seiner Kommunikationsstrategie unterschätzt: Die Flucht in die Opferrolle kann vom eigenen Versagen nicht ablenken. Das Resultat: Die Facebook-Aktien sind bereits eingebrochen und verlieren massiv an Wert. Zudem werden Stimmen zum Boykott des sozialen Netzwerkes laut.

Wer auf Besänftigung statt Beseitigung setzt, hat von vorneherein verloren. Stattdessen sollte sachlich analysiert werden, welche eigenen Schritte zur Krise geführt haben. Unternehmen in der Krise müssen eigene Fehler eingestehen und die Verantwortung dafür übernehmen, um glaubwürdig zu bleiben. Nur so kann man eine Krise nachhaltig meistern.

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